Wo kannst du im Sitzen wandern und dabei seltenen Tieren und Pflanzen auf Augenhöhe begegnen? Während einer Kanutour auf einem der zahlreichen Flüsse und Kanäle Deutschlands. Während du langsam entlang des Ufers paddelst, hast du einen ganz besonderen Blick auf ufernahe Blumen und im Wasser schwimmende Vögel. Und das Beste: Niemand hupt, wenn du dich an einer besonders schönen Stelle etwas länger aufhältst. Bei den Strecken wechseln sich ruhige Abschnitte mit abenteuerlichen ab. Du kannst durch einen Tunnel fahren oder über eine Bootsrutsche hinunterjagen. Deine Begleiter heißen Haubentaucher und Eisvogel. Und manchmal paddelst du in einem Meer aus Seerosen. Das alles bieten dir die
Das nördlichste Bundesland Deutschlands Schleswig-Holstein ist durch seine Lage zwischen der Nordsee und der Ostsee vor allem für seine Küsten bekannt. Aber auch im Landesinneren kommen die Wasseraktivitäten nicht zu kurz. Wie ein Fjord zieht sich die
Schlei von der Ostsee bis nach Schleswig und trennt die zwei Landschaften Angeln und Schwansen. Folgst du der Schlei in Richtung
Ostsee, kommst du an der kleinsten Stadt Deutschlands vorbei. In dem auf einer Halbinsel gelegenen Arnis wohnen nur 300 Bürger.
Auch der längste Fluss Schleswig-Holsteins ist wie für das Kanufahren gemacht. Die Schwentine entspringt unweit des höchsten Berges des Landes und mündet 68km später bei Kiel in die Ostsee. Reist du auf ihr bis zur Mündung, durchfährst du die ganze Holsteinische Schweiz und durchquerst 17 Seen. Historische Gutshäuser und liebliche Gärten säumen deinen Weg.
Denkt man an Wasserwandern, denkt man automatisch an das seenreiche Land Mecklenburg-Vorpommern mit seinen 1.000 Seen. Der Vorteil einer so großen Ansammlung von Gewässern ist so klar wie die Seen selbst: Bis auf wenige Ausnahmen sind hier keine Wehre und Schleusen zu umgehen. Auch herausfordernde Strömungen fehlen hier gänzlich. Das bedeutet Paddelvergnügen pur und du kannst dich ganz auf die Natur konzentrieren.
Während einer Fahrt durch den
Müritz-Nationalpark bist du dem Haubentaucher auf der Spur. Vielleicht kannst du diese Wasservögel mit der markanten Federhaube aus sicherer Entfernung bei ihrem Balzverhalten beobachten. Besonders schön ist es auf den Seen in der Zeit von Ende Mai bis Ende August. Dann blühen die Seerosen und bedecken große Teile der Gewässer. Wenn du mal nicht paddeln möchtest: Auf vielen Seen stehen auch Flöße mit kleiner Hütte und Außenbordmotor für eine
Erlebnistour bereit.
Wenn du Brandenburg mit dem Kanu durchwandern möchtest, brauchst du Zeit. Rund 6.500km Fließgewässer erwarten dich hier. Verirre dich in den Wasserlabyrinthen des Spreewaldes oder paddle langsam entlang der ausgedehnten Wiesenlandschaften der Müggelspree. In den Naturschutzgebieten siehst du den Seeadler über dich kreisen und mit etwas Glück begegnest du einem Fischotter auf Augenhöhe.
Wählst du den Weg über den Finowkanal, bewegst du dich auf der ältesten noch befahrbaren Wasserstraße Deutschlands. Bei den 13 handbetriebenen historischen Schleusen ist zwar etwas Muskelkraft gefragt, aber dafür gibt es ja die Schleusenwärter. Du möchtest eine kleine Tour machen aber nicht die Stadt verlassen? Das geht in dem Ort Brandenburg an der Havel. Auf einem Rundkurs lernst du die drei mittelalterlichen Stadtkerne der Altstadt, der Neustadt und der Dominsel kennen. Anlegestellen in der Nähe von Cafés oder Eisdielen sorgen dafür, dass du dich zwischendurch erfrischen kannst.
Gleich 22 Flüsse mit insgesamt 2.000km Länge laden in Niedersachsen zu einer Fahrt mit dem Kanu ein. Die Touren lassen sich mit kulturellen Ausflügen kombinieren. So steht nach dem Paddeln auf der Ilmenau gemütliches Eis essen in Lüneburg auf dem Programm. Nach einer Fahrt auf der Weser kannst du dich in der Rattenfängerstadt Hameln auf die Spuren dieser Sagenfigur heften.
Ruhiger geht es auf der Wümme und der Hase zu, die beide durch schöne Naturschutzgebiete fließen. Das
Emsland gilt als das Paradies für Kanuten. Ein inspirierendes Ziel ist Papenburg, das von einem Kanalnetz mit insgesamt 40km Länge durchzogen ist. Malerisch wirkende Klapp- und Drehbrücken sowie historische Schiffe bereichern hier das Stadtbild.
Das Land Nordrhein-Westfalen ist untrennbar mit dem Begriff Ruhrgebiet verbunden. Mit dem Kanu durch den grünen Ruhrpott? Da gibt es doch nur Industrie! Diese Beschreibung traf vielleicht während der Zeit der rauchenden Schlote zu. Aber in den letzten Jahren hat das Ruhrgebiet eine erstaunliche Wandlung erlebt. Die großen Stauseen entlang der Ruhr laden zum Einstieg in den Kanusport ein. Während einer ruhigen Fahrt auf dem Baldeneysee ziehst du am ehemaligen Förderturm der Zeche Carl Funke vorbei. Nur manchmal geht es hier so richtig laut zu. Dann messen sich verschiedene Mannschaften in der Wassersportart Kanupolo.
Richtig wild kann es auch in Lippstadt werden. Mitten in der Innenstadt zieht sich eine Wildwasserstrecke entlang, die auch für Wettkämpfe genutzt wird. Wie überhaupt die Lippe nach ihrem Ursprung in Bad Lippspringe einen eher zügigen Verlauf nimmt und erst ab Hörste wieder etwas gemächlicher wird.
In Hessen locken die
Lahn, die Fulda und die Werra mit ihren schönen Flussläufen. Auf der Lahn fährst du durch Deutschlands einzigen Schifffahrtstunnel. Dieser kürzt unter der
Residenzstadt Weilburg eine Flussschleife der Lahn ab. Die Fulda ist ab Bad Hersfeld, dem Ort mit der größten romanischen Kirchenruine Europas, ganzjährig befahrbar.
Bei
Rotenburg an der Fulda durchfährst du gleich neben dem Schloss eine historische Schleuse aus dem 16.Jh. Vor Büchenwerra heißt es dann, sich in die Kurve legen. Hier wendet der Fluss zwei Mal um 180°. Die Werra ist etwas launisch, da sie sich als Fluss nicht entscheiden kann, ob sie nun durch Thüringen oder Hessen fließen möchte. So wäre es nicht erstaunlich, wenn du auf ihr in Thüringen startest, in Hessen eine Rast einlegst und am Abend wieder in
Thüringen angekommen bist.
Einmal im Leben über das Meer paddeln? In Thüringen geht das. Im Herzen Deutschlands winden sich die Stauseen Hohenwarte und Bleichloch durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Rund 80km misst dieses fjordähnliche Gewässer, das inzwischen unter dem Namen Thüringer Meer besser bekannt ist. Mit deinem Kanu kannst du stundenlang durch diese Mittelgebirgslandschaft paddeln, ohne dich über Schleusen und Wehre Gedanken machen zu müssen.
Aber auch die Werra hat Sehenswertes zu bieten. Auf der Strecke von Meiningen nach Wernshausen kommst du an Walldorf vorbei. Eine Sandsteinhöhle berichtet hier von der mühevollen Arbeit der Sandmacher, die hier feinkörnigen Sand unter Tage förderten. Wundere dich nicht, wenn du bei deinem Besuch dem Sandmännchen begegnest.
In Sachsen-Anhalt stellen die Unstrut und die Elbe zwei gänzlich verschiedene Flüsse dar. Für Weinliebhaber ist die Unstrut eine besonders verführerische Strecke. Gar lieblich strahlen hier die terrassenförmig angelegten Weinberge im Sonnenlicht. Der majestätische Anblick des Schlosses Neuenburg verlangt direkt nach einem Halt und einem Besuch im dortigen Weinmuseum.
Wenn die Elbe bei Prettin das Land Sachsen-Anhalt erreicht, hat sie sich bereits zu einen ansehnlichen Fluss verbreitert. Auf der großen Wasserfläche spiegelt sich abends der Sonnenuntergang, wenn du durch das UNESCO-Biosphärenreservat Mittelelbe paddelst. Ein Aufenthalt in Dessau-Roßlau lohnt sich. Hier treffen sich mit dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich und dem Staatlichen Bauhaus zwei Weltkulturerbestätten an den Ufern der Elbe.
Mit einem Kanu durch eine Großstadt paddeln? Das ist in
Leipzig möglich. Durch Kanäle ist die Stadt mit den Seen im Umland verbunden und so kannst du zwischen der Stadt Leipzig und dem Leipziger Neuseenland beliebig wechseln. Auf der Strecke zwischen Königstein und Radebeul gibt hingegen die Elbe die Richtung vor. Gestartet wird im Schatten der mächtigen Festung Königstein, die auf ihrem hohen Felsen so uneinnehmbar wirkt.
Während der Fahrt paddelst du an der Bastei vorbei, eine der Natursehenswürdigkeiten in der
Sächsischen Schweiz. Kurz vor Dresden erlebst du dein Blaues Wunder! Damit ist konkret eine Stahlbrücke gemeint, die seit 1893 die Elbe überspannt und wegen ihrer ursprünglichen Farbe diesen Namen erhielt. Vorbei an der prächtigen Kulisse der Stadt Dresden endet die Fahrt in Radebeul. Dir kommt der Name bekannt vor? Stimmt, hier lebte einst Karl May!
Für Anfänger empfiehlt sich die Altmühl zwischen Treuchtlingen und Töging. Hier kannst du auf 120 strömungsarmen Kilometern deine ersten Paddelversuche starten. Zwei Bootsrutschen sorgen unterwegs für Abenteuer. Zur Erholung laden Biergärten am Ufer ein.
Etwas anders verhält es sich am Main. Hier dominiert an den Hängen des Maintals der Wein. Gestartet wird gerne im Gottesgarten, so heißt eine Landschaft am Obermain. Bis Hallstadt hast du den Fluss für dich alleine, dann tauchen die ersten Ausflugsschiffe auf. Hast du die Volkacher Mainschleife erreicht, bist du im Herzen des Weinanbaugebietes Franken angelangt. Ein interessantes Erlebnis ist die Fahrt auf der Donau. Der Donaudurchbruch bei Weltenburg lässt die Felswände ganz nahe an ihre Ufer heranrücken. Doch Vorsicht! Hier bist du nie allein. Zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe passieren dieses Naturschauspiel. Du wirst dich zwischen Winken und Paddeln entscheiden müssen.
Ja, in Baden-Württemberg ist die Donau noch jung und deshalb auch eine schöne Strecke für deine Kanufahrt. Andere erlebnisreiche Flüsse sind der Neckar, der Kocher und die Jagst. Entlang des Neckars werden dir die Burgen gefallen, an denen du beschaulich vorüber paddelst. Auf der Jagst geht es schon etwas abenteuerlicher zu. Hier wechseln sich ruhige Abschnitte mit Stromschnellen ab.
Eine Fahrt auf der Tauber ist hingegen der sprichwörtliche Ausflug ins Grüne. Die Grüntöne des Wassers und der Bäume werden hier nur vom Blau-Orange des Eisvogels durchbrochen. Der dichte Uferbewuchs schirmt die dahinterliegende Landschaft gegen Blicke ab, sodass sich das Gefühl des Kanufahrens durch eine unendliche grüne Welt verstärkt. Nur das eine oder andere Wehr erinnert daran, dass man doch in der Zivilisation unterwegs ist. Dann gilt es, mit kräftigem Zupacken das Kanu zur nächsten Etappe um diese Sperre im Wasser zu tragen.
Die
Saarschleife ist eine der Top-Sehenswürdigkeiten im kleinen Bundesland Saarland. Tausende von Besuchern betrachten diese Naturschönheit in der Regel von dem Aussichtspunkt Cloef. Willst du die Schleife nahe am Wasser erleben, ist die Zeit für eine Kanutour gekommen. Die meisten Touren verlaufen zwischen den Orten Mettlach und
Merzig. Der Aufenthalt in
Mettlach lässt sich hervorragend mit einem Besuch im Erlebniszentrum von Villeroy & Boch kombinieren. In einem ehemaligen Klostergebäude erfährst du alles zum Thema Porzellan.
Für Anfänger empfiehlt sich die Fahrt auf einem weniger frequentierten Gewässer. Mitten im Biosphärenreservat Bliesgau lernst du auf dem ruhigen Würzbacher Weiher den Umgang mit dem Kanu. Deine neu erworbenen Fähigkeiten kannst du anschließend auf einer entspannten Fahrt entlang des Auwaldes an der Blies vertiefen. Für den Nachmittagskaffee empfiehlt sich das Städtchen Blieskastel, das Mitglied der Cittàslow-Initiative ist.
Einen der schönsten Flussverläufe in Rheinland-Pfalz bietet die
Mosel. Von Weinbergen und Burgen gesäumt, fließt sie mäanderförmig vom Saarland in Richtung Rhein. Über 50 Ein- und Ausstiegsstellen ermöglichen dir auch kürzere Fahrten, denn die terrassenförmigen Weinlagen machen Lust auf einen Besuch in den kleinen Winzerorten.
Pittoreske Burgen wie die Reichsburg Cochem sorgen für einen malerischen Rahmen bis zur Mündung in den Rhein bei Koblenz. Dort wartet schon gegenüber dem Deutschen Eck die mächtige Festung Ehrenbreitstein auf deinen Besuch. Du möchtest lieber abseits von so vielen Ablenkungen unterwegs sein? Dann ist der Wiltinger Saarbogen das Richtige für dich. Hier paddelst du entlang von Röhricht durch ein Naturschutzgebiet an der unteren Saar.